Domleschg24.ch stellt in unregelmäßiger Abfolge lokale Sehenswürdigkeiten aus der Talschaft vor, die zum Teil sogar nur wenig bekannt sind.

St. Martin spielt in der Gemeinde Cazis eine große Rolle. Er kommt im Wappen der Gemeinde vor, es gibt in Alters- und Pflegeheim mit dem Namen und auch eine Kirche.

Die St. Martins-Kirche in Cazis

Die St. Martins-Kirche in Cazis

Martinskirche oder St. Martin wird eine Kirche genannt, welche dem Heiligen Martin geweiht ist. Martin von Tours (316/317–397), der seinen Mantel geteilt hat, der Schutzheilige der Reisenden, der Reiter, der Armen und Bettler.

Die St. Martins-Kirche ist (nach St. Joh. Baptista auf Hohenrätien, 4. Jh.) die erste Talkirche im Domleschg und war bis 1504 die alte Pfarrkirche von Cazis. Grund genug, einmal näher auf die Geschicht zu schauen, welche dahinter steht (Quellen Bilder und Text: Gemeinde Cazis):

Denn der Ursprung der cazner St. Martins-Kirche geht sogar auf ein eisenzeiztliches (Eisenzeit ab 800 v. Chr.) Sonnenheiligtum zurück.

Dafür spricht das kombinierte Zeichen, eingearbeitet in den Putz des Kapitells links über dem Eingang: Sonnenrad (Swastika) umgeben von einem Dreieck mit aufsteigenden Linien (eisenzeitlicher Hausgiebel).

Die St. Martins-Kirche in Cazis

Sonnenrad (Swastika) umgeben von einem Dreieck mit aufsteigenden Linien

Wahrscheinlich stand hier ein Megalith, von dem aus beobachtet die Sonne am Martinstag, 11. November und am 19. Januar (zk. 20 Tage vor und nach der Wintersonnenwende) die Sonne parallel über dem linken Kamm der Muttnerhöhe aufgeht und über dem rechten Kamm des Piz Beverin untergeht.

In der Christiansierung wurde sehr wahrscheinlich der Standpunkt des Sonnenheiligtums für den Kirchenbau übernommen.

Am Rande des Abbruchs zum Rheinlauf war er baulich sehr ungünstig gelegen, aber aus Rücksicht auf das ehemalige Heiligtum beibehalten worden.

Der Erstbau wurde von Pöschel wegen der Nähe zu spätantiken Blendengliederungen (Basilika von Trier; S. Apollinare in Classe) und im Vergleich zum weniger antikischen Müstair mit Vorbehalt ins 7. Jh. datiert.

Am Rande des Abbruchs zum Rheinlauf war der Kirchenbau sehr ungünstig gelegen, aber aus Rücksicht auf das ehemalige Heiligtum beibehalten worden.

Der Turm ursprünglich um 1100 angesetzt, stammt nach den Untersuchungen 1968-1971 eher aus dem 13. Jh. Die behauenen Ecktuffsteine (Kalk) beginnen erst in einer Höhe von ca. 3.50 m und bleiben trocken und stabil, was als Lerneffekt aus dem Bau von Türmen aus dem 11. Jh. betrachtet werden kann, da wurden die Tuffsteine mit Erdkontakt verbaut. Sie wurden feucht und verbröselten, was zu deren Einsturz führte.

St. Martin

1156 wurde die Kapelle erstmals urkundlich erwähnt. 1623 war die Kapelle bereits ausser Gebrauch. 1909 wurde das Turmobergeschoss aufgebaut. 1919 folgte die Restauration und die Rekonsekration des Gotteshauses.

Die letzte Restauration fand 1968-1971 statt. Dabei wurden hauptsächlich an der Ostwand Reste von Fresken entdeckt. Heute sind sie unter weisser Kalkfarbe geschützt. Das ist eine Verschleissschicht, deren oberste Decke immer wieder durch ausblühende Mauersalze abge-stossen wird, bis durch eine Restauration die vermuteten Bilder freilegt und stabilisiert werden können. Dazu fehlen aber noch die nötigen Mittel.

Im Laufe der 90-er Jahre konnte die Kapelle im Sinne einer schönen, gelebten Oekumene von der evangelischen Pfarrgemeinde Cazis während der warmen Jahreszeit für ihre regelmässigen Sonntagsgottesdienste benutzt werden, bis zur Fertigstellung der

neunen evangelischen „Steinkirche“ am nördlichen Ausgang des Dorfes im Juli 2002.

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