Das Schweizer Bergdorf hat mit 44’000 Facebook-Fäns mehr als Hauptstadt Bern oder Justin Bieber. 75 Millionen Menschen sollen das Dorf laut der Agentur Jung von Matt “kennen”. Doch eine FB-Seite zu besuchen, ist das gleich kennen? Und 44.000 haben den “gefällt mir”-Knopf auf Facebook geklickt, wodurch der am Ort ansäßige Wirt nun 50 % seiner Arbeitszeit mit dem Aufhängen von Zetteln verbringen muß (wer den “gefällt mir”-Knopf angeklickt hat, hat das Recht, in Obermutten verewigt zu werden, so die Aktion der Agentur Jung von Matt).

Der Radiosender Zürisee schickte uns einen Schwimmring mit allen Unterschriften aus der Redaktion. Gemeindepräsident Martin Wyss stülpte ihn zum Spass seiner Frau Barbara über.

Nach den FB-Aushängen nun auch noch ein Museum der Freundschaft. Es dürfte viel Arbeit bringen, Einsendungen aus aller Welt in dem Museum von Obermutten unterzubringen und zu verwalten (Abstauben etc.)
Der Radiosender Zürisee schickte uns einen Schwimmring mit allen Unterschriften aus der Redaktion. Gemeindepräsident Martin Wyß stülpte ihn zum Spaß seiner Frau Barbara über. (Bildschirmfotoausriß: FB)

Sämtliche Marketingexperten der Schweiz kritisieren jedoch, daß die Aktion “nicht zuende-gedacht” sei. Denn von den 75.000.000 Millionen Menschen, die Obermutten angeblich kennen sollen, kamen nur “mehrere dutzend”. Also mindestens 24 Stück. Und dafür investiert der Wirt Gerry Flatscher die “Hälfte seiner Arbeitszeit”, wie er sich auf Facebook öffentlich beklagte, mit dem Aufhängen von Internetausdrucken, auch der Bürgermeister dürfte einiges an Arbeit haben.

Nun eröffnet Obermutten in einem Stall ein Museum. Das Museum hat nicht etwa einen Namen, welcher nach einem Schweizer Bergdorf klingen würde und schon durch einen schönen Namen Touristen – sofern denn welche kämen – anlocken könnte.

Es heißt in Denglisch das “International Museum of Friendship (OIMOF), sprich “Internäschenell Mjuhsium of Frändschipp”. Zu Deutsch: Das “Internationale Muesum der Freundschaft”.

Das ist das Gegenteil von authentisch, sondern Werbefritzen-Denglisch. Stellen Sie sich vor, Sie reisen nach Italien: Möchten Sie dann lieber Italienisch oder Denglisch sehen?

«Seit wir das OIMOF in einem unserer Ställe eröffnet haben, sind bereits über 80 Geschenke der Freundschaft eingetroffen», freut sich Gemeindepräsident Martin Wyß, gemäß Pressemitteilung.

Vor einem Jahr eröffnete das Schweizer Bergdorf aus dem Kanton Graubünden eine “facebook”-Seite mit dem Versprechen, daß jeder, der auf “gefällt mir” klickt, mit seinem Profil am Dorfanschlagbrett aufgehängt wird. Die Geschichte ging um die Welt: Medien und Blogger von Japan bis Mexiko berichteten über die Aktion. Dann kam heraus, daß es gar keine beherzte Agentur des Gemeindepräsidenten war, sondern diee Geschichte eine Lüge war. Dahinter steckten Graubünden Ferien, das nicht etwa eine bündner Agentur beauftragte, sondern eine Werbeagentur der zürcher Werbe-Schikeria, die Agentur Jung von Matt.

Die Kommentare wandelten sich, weil die Internetgemeinde gelogen wurde. Die Monopolzeitung Südostschweiz, welche Werbegelder von Graubünden Ferien bekommt, bejubelte die Aktion. Kritik kam nur außerkantonal und dort aber heftig (etwa in 20 Minuten, der meistgelesenen Zeitung der Schweiz, Domleschg24.ch berichtete.) Soviel also zum Punkt “einfachste journalistische Grundsätze und zu Herrn Jano Felic Pajarola“)

Was ein Museum der internationalen Freundschaft nun bringen soll, begründet Menschen aus der ganzen Welt schickten Briefe oder gar Geschenke nach Obermutten. Sarah Urban aus Texas beispielsweise überbrachte ein Kleidungsstück, Catrin Bilger aus Hamburg sandte ein Lebkuchenherz und ein deutsches TV-Magazin hinterließ gar eine Fahne, die bereits auf einer Antarktis-Expedition gehißt wurde. Die Geschenke und ihre Geschichte werden fotografiert und den Fäns auf FB gezeigt. Die Postadresse des Museums findet sich ebenfalls auf der Fänseite, heißt es in der Mitteilung. Es wird also noch einiges an Arbeit auf das winzige Bergdord zukommen. Anstatt, daß man die Aktion in Bahnen lenkt, die auch dem Dorf Obermutten etwas bringen, nun noch mehr Schall und Rauch? Das fragt sich doch, auch wenn man die Kritik der Marketingexperten liest.

Graubünden Ferien

Daß auch Graubünden Ferien – entgegen den Fakten, siehe Verweise oben – sich euphorisch zeigt, verwundert nicht. Denn von dort aus wurde die von Marketingexperten als mißlungen (hinsichtlich des Erfolgs bzw. des Nutzens) eingestufte Aktion ja nach Zürich in Auftrag gegeben.

Gaudenz Thoma, Geschäftsleiter bzw. Chief executive officer (so heißt sowas heute) von Graubünden Ferien äußert: Bis heute haben mehr als 75 Millionen Menschen von Obermutten gelesen oder gehört. Dutzende von Menschen besuchten das Bergdorf von Graubünden, darunter Touristen aus Südkorea, New York oder Mozambique. Unterstutzt wird das Dorf von Graubünden’s Tourismusorganisation. «Wir freuen uns sehr, daß wir weltweit Millionen von Menschen zeigen konnten, wie schön es bei uns in den Bündner Bergen ist».

Drohungen

Wenig sourverän zeigt sich hinsichtlich der Zitate von Medienexperten aus außerkantonalen Zeitungen die Agentur Jung von Matt. Cyrill Hauser stößt massive Drohungen gegenüber Domleschg24.ch aus.

Mehr dazu werden wir morgen berichten.

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