Hochkarätige Veranstaltung im Buachlada Kunfermann:

Am Freitag, 19. Januar 2024 um 19:30 ist Köbi Gantenbein, langjähriger Chefredaktor der Architekturzeitschrift “Hochparterre” zu Gast in Thusis.

Gantenbein kommt hierbei mit seinem Buch “…mit besten Grüßen aus Malans. Planen, Bauen , Leben auf dem Dorf”.

Malans kann hier als Spiegel globaler Zukunftsplanung gesehen werden, denn die im Buch behandelten Herausforderungen der Raumplanung kennen wir auch in unserer Region.

Dorfplanungen – eine Herausforderung …

In Thusis “ziert” eine Bausünde das Zentrum, das GKB-Gebäude. An dieser Stelle stand einmal ein wunderschönes historisches Hotel.

In Cazis bewilligt man fragwürdige Bauten sogar in den Dorfkern-Zonen.

Gleichzeitig wollte man den historischen Charakterbau des Konsum-Gebäudes abreißen lassen. Und gegen einen Neubau ersetzen, der so schrecklich aussah, daß das Architekturmagazin Hochparterre damals dazu schrieb, “die Visualisierungen lassen nichts Gutes erahnen”. Das Ganze notabene eine handfeste, generalstabsmäßig eingefädelte Baumauschelei, die dank Klagen von Bürgern zum Glück scheiterte.

Unter Umgeheng der Submissionsgesetzgebung, also ohne Bauausschreibung sollte Abriß und Neubau an die Firma des Bruders des ehemaligen Gemeindepräsidenden Mario Kollegger gehen. Der Gemeinderat mußte schließlich öffentlich eingestehen, nicht in alles involviert gewesen zu sein und der amtierende Gemeindepräsident Eduard Decurtins trat zurück.

Oder um ein weiteres Beispiel aus Thusis zu nennen: Man erschließt vor Jahren ein ganzes Gebiet neu, die Caznerwiesen. Aber vergißt in Ermangelung einer Ortplanung, daß, wenn man mehrstöckige Häuser en masse bauen läßt, daß die Hauptstraße durch das neue Quartier so breit sein sollte, daß Busse gut verkehren können. Busfahrer können ein Lied davon singen. Und bald auch die Bewohner der Caznerwiesen, denn sie werden wohl keine Bushaltestelle mehr im Quartier haben sondern mit einer neuen Haltestelle bei Landi / Agrola / Lidl / Aldi vorlieb nehmen müssen.

In Thusis, wo einst La Nicca plante

In Thusis wütete einst auch La Nicca, der die Neudorfstraße nach dem Dorfbrand schnurgerade an einer Linie vom Reißbrett zupfte. Was ein Grund ist, daß Thusis wie manche Leute sagen “null Charme” habe, etwa im Vergleich zu Dörfern wie Bergün und anderen natürlich gewachsenen Dörfern.

Und es war der gleiche La Nicca, der den wunderschön mäandrierenden Hinterrhein wie man ihn noch bei Rhäzüns sehen kann, im Domleschg begradigte. Nun hat das Tal eine Art Kanal, keinen freien Fluß mehr.

Hätte La Nicca damals die Möglichkeit gehabt, an den Piz Beverin Hand anzulegen, wäre der Hausberg der Talschaft heute wohl quadratisch.

Wobei dies bloß einige aktuelle und historische Beispiele von vielen sind.

Der Anlaß in Thusis

Wen solche Themenfragen interessieren, der ist sicher gut aufgehoben bei der Lesung in Thusis mit Köbi Gantenbein, der in Malans aufgewachsen ist. Einem Dorf, nur eine Zugminute von Landquart entfernt, das verstädtert.
In prägnanten Texten verhandelt der Autor Orts-und Raumplanung, Architekturund Lebensformen, aber auch die Zumutungen der Klimakrise und Verstädterung –und er entwirft dabei klimavernünftige Raum-, Dorf-und Lebensplanung.

Durch den präzisen und kenntnisreichen Blick auf das Lokale werden die Herausforderungen für das Dorf zum Spiegel globaler Zukunftsplanung –denn Malans ist mittlerweile überall.
Die 16 Postkarten an den Jugendfreund hat der Malanser Fotograf Ralph Feiner fotografiert.

Zu den Personen

Köbi Gantenbein arbeitete als Reporter bei der Bündner Zeitung und beim Schweizer Radiound als Lehrer andenHochschulender Künstein Köln und Zürich. 1988 gründete Benedikt Loderer mit ihm Hochparterre, die Schweizer Zeitschrift für Architektur, Design und Planung.

Er war viele lang deren Chefredaktor und Verlegerbis er sich 2021 pensioniert und seine Aktienmehrheit in eine Stiftung eingebracht hat, die den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehört.

Heute lebt er in Fläsch, einem Nachbardorf von Malans. Erarbeitet als Präsident der Kulturkommission des Kantons Graubünden.

Er schreibt für die elektrische Zeitschrift “Frida.ch” und die Bündner Zeitung Kolumnen über Architektur und über Volksmusik und ist ein feuriger Amateur derselben an der Klarinette.

Ralph Feiner ist der Chronist der zeitgenössischen Architektur des Kantons Graubünden. Seit vielen Jahren arbeitet erals Fotografmit Köbi Gantenbein zusammen. Fünf Auflagen von “Bauen in Graubünden. Ein Führer zur Gegenwart. Edition Hochparterre 2013” sind ebenso Frucht dieser Kollaboration zweier Freunde wie dievierAuflagen von “Himmelsleiter und Felsentherme. Architektur wandern in Graubünden, Rotpunktverlag, 2020.”

Ralph Feiner wohnt und arbeitet in Malans. 2021 erhielt erfür Leben & Werkeine Anerkennung aus dem Kulturpreis des Kantons Graubünden.

Benedikt Loderer hat seit 1988 zusammen mit Köbi Gantenbein Hochparterre zum Verlag für Architektur, Design, Planung und Landschaft aufgebaut, mit gedruckten und Digital-Zeitschriften, mit einem Buchverlag und und einer Buchhandlung.

Er ist als Stadtwanderer ein Architekturkritiker der Schweiz.

Er lebt in Biel und präsidiert 2023/24 als Politiker der Grünen Partei das Stadtparlament.

Einer Stadt, die mit einem See gesegnet ist, aber es städteplanerisch nicht schafft, dies Perle an die Stadt anzubinden. Von der Altstadt zum See zu gelangen gleicht der Suche in einem Labyrinth. Dies selbst für jemand, der jahrelang in Biel gelebt hatte und nach langer Zeit dort wieder einmal vorbeischaut. Es hat sich auch nach 2 Jahrzehnten nichts, nicht einmal das Geringste verbessert.

(rm)

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