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Red. Domleschger Zeitung, Schauenberg 6, 7421 Summaprada

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Überlegungen zur Bezeichnung Domleschger-Zeitung (vormals Domleschg24.ch)

Landschaftskarte: Das Domleschg

Landschaftskarte: Das Domleschg

Das Domleschg umfaßte früher auch das Gebiet des Heinzenberg. Heute ist zum Teil unklar, was was ist. So heißt es etwa auf der Webseite von der Badi Thusis: “Unser Schwimmbad liegt mitten in einem idyllischen Wäldchen neben Camping-, Sport- und Tennisplatz am Rande von Thusis im Domleschg.” Thusis oder zumindest der Rand von Thusis gehört offenbar zum Domleschg. Im weltgrößten Lexikon steht (Nachtrag 2019 “stand”), daß Cazis zum Domleschg gehören würde, weiter heißt es: Geographisch umfaßt das Domleschg beide Talseiten.

Wer Postkarten aus dem Internet ersteigert von Cazis findet historische Postkarten aus den 70er-Jahren mit dem Kloster etc. und dem Zusatz “Cazis im Domlescg”.

Viele Einheimische vertreten an Stammtischen hingegen  die Meinung, daß Cazis zum Heinzenberg gehört und nur die rechts des Rheins liegende Talseite das Domleschg sei. Diese Auffassung ist jedoch sowohl historisch als auch geographisch falsch.

Zumal sich die Frage stellt, was man machen würde, wenn sich der Separatismus ausbreitet und sich andere im Tal auch nach Bergen nennen würden, etwa die Feldiser sich Stäzerhörnler wie die Heinzenbergler oder die Scharanser auf einmal sagen würden, sie seien keine Domleschger mehr sondern die Scalotteraner (nach dem Berg Scalottas analog zum Heinzenberg)

Dann gibt es noch die Regio Viamala. Sie wird touristisch beliebig gedehnt weit über die Talschaft Domleschag. Es ist ein mehr touristischer Begriff für das Marketing. Und sehr dehnbar. Ihm gehören folgende laut offizieller Webseite folgende Gemeinden an: Kreis Domleschg: Almens, Tomils, Fürstenau, Paspels, Pratval, Rodels, Rothenbrunnen, Scharans, Sils i.D.; Kreis Rheinwald: Hinterrhein, Nufenen, Splügen, Sufers; Kreis Schams: Andeer, Casti-Wergenstein, Donat, Ferrera, Lohn, Mathon, Rongellen, Zillis-Reischen; Kreis Thusis: Cazis, Flerden, Masein, Thusis, Tschappina, Urmein; Kreis Avers: Avers; Kreis Alvaschein: Mutten. Daneben werden aber auch auf der offiziellen Webseite gar nicht aufgeführte Gemeinden mit dem Marketing-Begriff Viamala: Rhäzüns oder Zillis-Reischen, um zwei Beispiele zu nennen. Sie sehen, die Viamala-Schlucht bzw. die sogenannte Regio Viamala scheint sehr sehr dehnbar. Der Begriff Viamala ist daher ungeeignet für eine Internetzeitung, welche das Domleschger Tal umfassen soll.

Mutten: Domleschger Zeitung war hier seiner Zeit voraus. Natürlich sorgte es für Proteste, daß auch Mutten in die Berichterstattung aufgenommen wurde (“Das ist ja Albula!”), weil es touristisch, verkehrstechnisch und wirtschaftlich eindeutig auf Thusis, den Hauptort der Talschaft Domleschg, ausgerichtet ist.

Inzwischen hat Mutten mit Thusis fusioniert. Mehr ist dazu nicht zu sagen. Außer apropos Thusis.

Noch ein Aberwitz.

Thusis sei nicht Domleschg, heißt es. Ja, was dann? Heinzenberg? Nein, auch nicht. Der Zentrumort der Talschaft (wie sich doch Thusis gern als “Zentrumsort” bezeichnet, soll angeblich gar nichr zur Talschaft Domleschg gehören. Naja. Es erübrigt sich wohl, dazu etwas zu sagen, denn was soll man dazu sagen? (was sollte man dazu sagen, Vorschläge?)

Daher und aus obigen Erwägungen heraus ist der Name Domleschg24.ch bzw. später Domleschger Zeitung als Name gewählt worden. Man kann keine Zeitung Heinzenberger-Thusner-Domleschger-Zeitung nennen, nur weil die Leute einen Fimmel haben und das Tal in Splitter trennen möchten.

Abgesehen einmal davon, daß der Begriff Heinzenberg touristischer Selbstmord ist. Es klingt eher nach einem Hügel in Berlin als nach einem touristisch ansprechendem Gebiet.

Der Name Domleschg in der Geschichte (Quelle: Webseite der Gemeinde Cazis)

Der Name Domleschg, romanisch Tumliasca, dessen älteste urkundlich bezeugte Form „Tumilasca“ ist, bedeutet „Tal von Tomils“.

Diese Benennung hinwiederum ist römischen Ursprungs und von „tumbiculus“ = „kleiner Hügel“ abzuleiten, womit ohne Zweifel jene markante Kuppe gemeint ist, auf der die Kirche St. Lorenz liegt.

Schon im karolingischen Urbar finden wir „Tumilasca“ dann zur Benennung eines Ministeriums erweitert, und auch in einem Talschaftsbund von 1423 gehört zum „Land Tumleschg“ der Heinzenberg. Gleichwohl hat der spätere Sprachgebrauch, meist die Benennung „Domleschg“ der rechten Talseite gemeint.

Und noch ein Nachtrag (29. Mai 2013) für alle hellauf Empörten, die sich entrüsten, daß der Heinzenberg angeblich nicht zum Domleschg gehören würde (das Domleschg also zum einzigen Tal weltweit mit nur einer Talseite erklären wollen…), ein Artikelausriß aus der Bündner Zeitung von 1990 (Emil Kirchen, 13.1.1990):

10 Siedlungen am Heinzenberg

Von den 22 Domleschger Siedlungen entfallen 10 auf den Heinzenberg, der mit seiner sanften Neigung und den guten Böden zu intensiver Nutzung einlädt und deutlich in einzelne Kulturregionen gegliedert ist. Auf einem Wiesen-Acker-Gürtel bis auf etwa 1450 m Höhe folgt die Maiensässzone bis rund 1840 m und darüber der Gürtel der Alpenweiden, der sich bis zum Grat erstreckt. Die Dörfer gruppieren sich in drei bzw. vier Höhenlagen: Thusis und Cazis zuunterst am linken Rand des Talbodens, leicht erhöht, in geschützter Lage vor den einstigen Überschwemmungen des Rheins und seiner Nebenflüsse, dann auf halber Höhe Masein, Tartar und Raschlegnas und auf etwa 1200 m Höhe die Reihe der Bergdörfer Präz (mit Dalin und Raschlegnas), Sarn, Portein, Flerden und Urmein. Am höchsten, bereits über der Waldgrenze, breitet sich die Streusiedlung Tschappina aus, gegliedert in Unter- und Obertschappina (1403 bzw. 1680 m), Obergmeind (1813m), Ausser- und Innerglas (1846 bzw. 1819 m). Diese ist seinerzeit als einzige Gemeinde im damals romanischsprachigen Domleschg von Safien her über den Glaspaß im 13. Jahrhundert durch die deutschsprachigen freien Walser besiedelt worden.

12 rechtsrheinische Siedlungen

Auf die rechte Talseite entfallen 12 Dörfer, die sich auf zwei Siedlungsregionen verteilen. Auf der unteren, leicht geneigten Hauptsiedlungsterrasse am Fuße der Stätzerhornkette finden sich Paspels, Rodels, Pratval, Fürstenau, etwas erhöht Tumegl/Tomils, Almens und Scharans, im Talboden Rothenbrunnen und zwischen Albula und Rhein Sils i. D. Diese untere Terrasse ist eine auffallend reiche Agrarlandschaft, in der anspruchsvolle Gewächse wie Mais, Nussbäume und dieverse Obstarten gedeihen, welche das Domlescht zu einem der wenigen Marktobst-Gebiete Bündens werden ließen. Oberhalb des bewaldeten und teilweise felsigen Steilabfalls der Gebirgskette thronen in sonniger Lage die drei Berggemeinden Feldis (1474m), Scheid (1225 m) und Trans (1474 m). In ähnlicher Lage, auf dem Maiensäß Schall, befand sich eine wahrscheinlich schon im 17. Jahrhundert abgebaute Walsersiedlung.

Alle diese Domleschger Ortschaften sind mehr oder weniger willkürlich umrissene und relativ kleine Gebilde, zum Teil eigentliche Zwerggemeinden, wie etwa Pratval (74 Hektaren Fläche) oder Portein (1990: 23 Einwohner). Die seinerzeit den Feudalsitzen und dem Kloster Cazis angegliederten Gutshöfe dürfen als Ursprung der im Hochmittelalter zu Gerichtsgemeinden zusammengefaßsten Nachbarschaften gelten, welche später zu politisch selbständigen Gemeinden wurden.

Weitere heißt es im Artikel der Bündner Zeitung von 1990:

Auch die Spuren der Feudalzeit sind im “burgenreichen Domleschg” ein nicht zu übersehendes Merkmal, so rechtsrheinisch die Schlösser Ortenstein, Rietberg, Baldenstein, das Bischöfliche und Schauensteinische Schloß in Fürstenau wie auch die verschiedenen Burgruinen Nieder- und Oberjuvalta, Alt- und Neu-Sins, Hasensprung, Campi (Campell), Ehrenfels (heute Jugendherberge), Hohenrätien und linksrheinisch Schloß Tagstein und die Ruinen Heinzenberg und Obertagstein.

Während sich heute (ehemalige) Gemeinderäte empören, daß der Heinzenberg nicht zum Domleschg gehören solle (angeblich), ist es also gar nicht solange her, daß ohne Empörungsaufschrei und Proteststurm der das Tal wie alle Täler der gesamten Welt nicht nur aus einer einzigen Talseite  (rechtsrheinisch gelegen) bestand.