Durch die “facebook”-Aktion wären “dutzende” Leute nach Obermutten gekommen, so die Agentur Jung von Matt als Antwort auf die Frage, welche von Domleschg24.ch eigentlich an den Bürgermeister von Mutten gerichtet war. (dieser leitete die Anfrage weiter und ließ die Agentur antworten)

“50 %” seiner Arbeitszeit muß Wirt Gerry Flatscher laut eigenem Bekunden in einem YT-Video für das Aufhängen von Zetteln an Schopfwände investieren. Und sich dann im Anschluß dafür noch öffentlich bei der Internetgemeinde entschuldigen.

Die Wahrheit kam häppchenweise. Auch die Wahrheit damit, daß gar nicht der Bürgermeister von Obermutten beherzt ein “facebook”-Profil aufschaltete, sondern daß Graubünden Ferien dahintersteckte und die Organisation für großes Steuergeld eine Agentur in Zürich beauftragt hatte.

Apropos Geld – auch hier kommt die Wahrheit scheibchenweise:

Abstoßend: Warum werden keine klaren Zahlen genannt, wieviel Steuergelder nun in die umstrittene Facebook-Aktion der Agentur Jung von Matt flossen?

Abstoßend: Warum werden keine klaren Zahlen genannt, wieviel Steuergelder nun in die umstrittene Facebook-Aktion der Agentur Jung von Matt flossen? (Bild: Schweizer-Franken.ch)

Nachdem zuerst von 10.000 Franken in Berichten die Rede war, welche für das Aufschalten des “facebook”-Profils seitens Graubünden Ferien aufgewandt wurden, sind es nun gemäß neuen Berichten von Anfang Oktober plötzlich “wenige zehntausend” Franken.

Das wirft Fragen auf und zwar namentlich diese:

Warum werden nicht endlich einmal klare Zahlen genannt? Schließlich geht es um öffentliche (Steuer)-Gelder.

Es kann doch eigentlich nicht so schwer sein, das zu kommunizieren. Womit sich auch die Frage aufwirft, was die Gründe sind, daß man die Zahlen nicht klar kommunizieren möchte.

Dazu kommen weitere Fragen:

Nehmen wir nochmals die Äußerung der Agentur “Jung von Matt”. Dort heißt es “dutzende” Leute hätten Obermutten wegen der “facebook”-Aktion besucht. Dutzende. Also mindestens 24. Runden wir einmal auf 30. Nehmen wir an, es wären sogar 30, obwohl der obermuttner Wirt Gerry Flatscher sich in der “Hotelrevue” enttäuscht über die ausbleibenden Gäste äußerte.

Nun zu den “wenigen zehntausend Franken”. Das ist sehr geschickt formuliert. Für den einen sind 30.000 Franken wenig. Jemand anderes bezeichnet auch 80.000 Franken noch als wenig. Nehmen wir also mal an, es wären 60.000 Franken.

Da die Organisation Graubünden Ferien keine klaren Zahlen liefert, ist davon auszugehen, daß die “wenigen zehntausend Franken” sicher nicht unten bei 30.000 anzusiedeln sind. Also schätzen wir einmal konservativ 60.000.

Das hieße, daß Graubünden Ferien für 30 Gäste 60.000 Franken bezahlt hat. Oder in klaren Zahlen: Für jeden Besucher 2.000 Franken.

Von wegen erfolgreiche "facebook"-Aktion für Obermutten: Der öffentlich im Internet zugängliche Belegungsplan des Ferienwohnungsanbieters K. spricht eine deutliche Sprache. Dieses Jahr ist keine einzige Buchung vom aktuellen Monat Oktober bis Jahresende vorhanden (blau-markiert steht für "Eigengebrauch"). Die erste Buchung kommt erst im Februar 2013.

Von wegen erfolgreiche “facebook”-Aktion für Obermutten: Der öffentlich im Internet zugängliche Belegungsplan des Ferienwohnungsanbieters K. spricht eine deutliche Sprache. Dieses Jahr ist keine einzige Buchung vom aktuellen Monat Oktober bis Jahresende vorhanden (blau-markiert steht für “Eigengebrauch”). Die erste Buchung kommt erst im Februar 2013.

Selbst, wenn es sogar 50% mehr Gäste wären (45 Personen) und die Ausgaben “nur” bei 45.000 Franken anstatt der geschätzten 60.000 wären, wären das immer noch keinen Deut besser. Ein Obermutten-Besucher hätte dann 1.000 Franken gekostet. Und Geld beim Wirt hängengeblieben sein dürfte wohl auch kaum. Er kommt ja nicht mal mit dem Ausdrucken und Aufhängen nach, das heißt die Mehrarbeit überwiegt allfällige Mehreinnahmen bei weitem. Siehe Videolink unten.

Da hätte man ja eher jedem Tourist oder Besucher ein paar Tausender in die Hand drücken können. Dann wär er in Erinnerung an das allein aus Dankbarkeit sicher mal wiedergekommen. Das hätte mehr gebracht. Oder eine Art Verlosung. Daß per Zufall jeder soundsoviele Gast 2.000 Franken geschenkt bekommt. Die Besucherflut wäre gar nicht auszudenken gewesen allein an Wochenend- oder Tagestouristen, die dann gesagt hätten: Probiern wir doch mal unser Glück.

Oder:

Man hätte auch genausogut bzw. besser einfach jedem Obermutten-Einwohner ein paar Tausendernoten in die Hand drücken bzw. schenken können. Dann wäre wenigstens was in Obermutten hängengeblieben. Und beim Wirt. Denn einige Obermuttner wären vor Freude über das Geld sicher mal ausgiebig speisen gegangen.

Kleine Randbewerkung: Obermutten gehört ja bekanntlich zu Mutten. Und Mutten hat bloß 80 Einwohner. Inklusive Obermutten wohlgemerkt. Der weitaus geringere Teil dürfte in Obermutten wohnen…

Doch nun ist es so, daß der Wirt laut Eigenbekundung auf YT nicht nur “50 Prozent” seiner Arbeitszeit (Zitat) in das Ausdrucken und Aufhängen von Zetteln verwenden muß, sondern sich zudem zu “bissigen Kommentaren” von enttäuschten Fäns äußern und entschuldigen muß. (Domleschg24.ch berichtete) Da kann man doch nur gratulieren.

Und: Wenn die Aktion so äußerst erfolgreich war, warum wiederholen sie nicht gleich sämtliche Bergdörfer Graubündens und der Schweiz? Bergdörfer müßten sich ja nun doch eigentlich um einen Termin bei der Agentur Jung von Matt in Zürich reißen und dieser jetzt förmlich die Türen einrennen. Wie wäre es mit einer FB-Seite für Präz zum Beispiel? Und auch dort dann “wenige zehntausende Franken” für “dutzende” Besucher raustun.  Oder besser noch als Präz, eine FB-Seite für Portein. Denn dieses Dorf ist von der Bevölkerungsanzahl mit Obermutten eher vergleichbar.

Graubünden hat ja anscheinend Geld im absoluten Überfluß, wenn ein Besucher soviel Geld wert ist.

Da kann man sich auch schon denken, wie mit Geldern umgegangen wird, welche via der neuen extrem komplizierten und bürokratischen Zwangsabgabe bzw. Steuer TAG (Tourismusabgabegesetz) solchen umstrittenen Organisationen wie Graubünden Ferien zusätzlich zufließen würden.

Und: Wo sind jetzt die “simpelsten journalistischen Prinzipien” (Zitat Jano Felice Pajarola) der hochmoralisch auftretenden “Südostschweiz Medien”-Qualitätsjournalisten, die beim großen Inseratekunden Graubünden Ferien einmal ganz selbstverständlich die ganz normale Forderung vorbringen, doch einfach die klaren Zahlen zu nennen?

Chance zur Aufklärung nicht genutzt: Graubünden Ferien ließ eine Anfrage von Domleschg24.ch bezeichnenderweise unbeantwortet…

Remo Maßat

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