Mit Verfügung vom 29. Oktober 2012 hat das Bau-, Verkehrs- und Forstdepartement zur Erfüllung der Abschußpläne 2012 in 18 Hirschregionen Sonderjagden auf Hirschwild und in 9 Rehregionen Sonderjagden auf Rehwild angeordnet. Die nachfolgende Tabelle gibt Auskunft, wo Sonderjagden stattfinden, wie viele Tiere noch zu erlegen sind und wie viele Jäger teilnahmeberechtigt sind, so das Amt für Jagd und Fischerei, welches die Sonderjagden organisiert.

In vielen Teilen Graubündens ist eine Nachjagd erforderlich. Die Abschußquoten wurden nicht erreicht.

In vielen Teilen Graubündens ist eine Nachjagd erforderlich. Die Abschußquoten wurden nicht erreicht.

Im Hochjagdmonat September ist kaum Schnee gefallen. Häufig haben jedoch Regenwetter, Nebel und Föhnlagen die Ausübung der Jagd behindert.

Noch weitgehend grüne Herbstweiden haben für gute Äsungsbedingungen in Wildschutzgebieten und im Schweizerischen Nationalpark gesorgt, was sich erfahrungsgemäß ebenfalls negativ auf den Eingriff in die Hirschpopulationen auswirkt. Die Sonderjagd endet in den einzelnen Regionen, sobald die Abschußpläne erfüllt sind.

Hirschjagd: keine idealen Bedingungen, zu wenig Tiere erlegt
Mit 2’823 auf der Bündner Hochjagd erlegten Hirschen wurde ein unterdurchschnittliches Resultat erreicht.

Allerdings ist die Hirschstrecke je nach Region unterschiedlich ausgefallen.
Die im September noch sommerlichen Vegetationsverhältnisse, ein später Brunftbeginn und ungünstige Meteoverhältnisse sind die wichtigsten Gründe für eine fast überall eher unterdurchschnittliche Hirschstrecke. Zu den positiven Ausnahmen gehören die Bündner Südtäler, das Domleschg und die Region Hinterrhein. Doch auch hier gibt es eine Nachjagd.

Wie Georg Brosi, Vorsteher des Amtes für Jagd und Fischerei gegenüber Domleschg24.ch erläutert, jedoch nur bei Hirschwild. In der linken Talseite des Domleschg sind 26 Tiere zu wenig erlegt worden, auf der rechten Talseite 27 Hirsche zuwenig.

Die Ergebnisse sind jedoch besser als in den meisten anderen Jagdregionen, so Brosi.

Sieher hierzu auch Graphik rechts. Aus ihr gehen die Zahlen der noch zu erlegenden Hirschtiere im Zuge der Herbstjagd (diese ist – im Gegensatz zur sog. Bündner Hochjagd die Nachjagd) hervor.

Mit über 1‘548 Hirschstieren gegenüber 1‘275 Hirschkühen ist die Strecke bezüglich des Geschlechterverhältnisses ausgeglichener als auch schon. Die Steuerung der Hirschbestände erfolgt prioritär über den weiblichen Populationsanteil, beziehungsweise den Abschuß weiblicher Tiere. Mit der Herbstjagd soll je nach regionalem Bedarf der noch notwendige Eingriff bei den weiblichen Tieren und erfolgen.

Geschlechterverhältnis Jagd 2012 in Graubünden (Quelle: Amt für Jagd und Fischerei)

Geschlechterverhältnis Jagd 2012 in Graubünden (Quelle: Amt für Jagd und Fischerei)

Rehjagd erstaunlich gut
Das Resultat der Rehjagd ist nach dem letzten in Nordbünden außerordentlich schneereichen Winter als überraschend gut zu bezeichnen. Mit 1‘501 erlegten Rehböcken liegen wir zwar etwas hinter dem letztjährigen Ergebnis zurück, mit gut 1‘000 Geißen ist die Strecke jedoch etwas höher als 2011.

Ein deutlicher Qualitätsunterschied zeigt sich bei der Ausbildung der Trophäen. Nach einem mildem Winter sind in Südbünden starke Rehböcke erlegt worden, ganz im Unterschied zu Nordbünden. In 11 von 27 Regionen bzw. Teilregionen muß das Ungleichgewicht beim Geschlechterverhältnis auf der Herbstjagd noch ausgeglichen werden.
An den letzten beiden Jagdtagen wurden im Engadin und Münstertal 25 Rehkitze erlegt.

Gute Gämsjagdstrecke
Mit rund 3‘000 Gämsen wurden deutlich mehr Tiere als im Vorjahr erlegt. Damit liegt die Strecke im angepeilten Bereich. Der zusätzliche Schutz der Gämsgeiß während vier Jagdtagen wurde zwar von zahlreichen Jägern kritisiert, hat aber dazu geführt, den Eingriff in die Gämsbestände zu limitieren. Das war beabsichtigt, denn in zahlreichen Regionen des Kantons ist in den letzten 20 Jahren ein Rückgang der Gämsbestände zu beobachten. Mit der vorsichtigen Strategie soll vermieden werden, daß die Jagd eine negative Entwicklung der Gämsbestände mitverursacht.

Zahlen zur Jagd Graubünden 2012 (Quelle: Amt für Jagd und Fischerei)

Zahlen zur Jagd Graubünden 2012 (Quelle: Amt für Jagd und Fischerei)

Hohe Hirsch- und Rehbestände erfordern konsequente Umsetzung der Jagdplanung
Die unterdurchschnittlichen Hirschstrecken erfordern in fast allen Regionen des Kantons die Durchführung einer Herbstjagd auf Hirschwild. Große Herbstjagden sind einmal mehr in der Umgebung des Schweizerischen Nationalparkes nötig. Der Abschussplan für die kommende Herbstjagd ist zwar höher als in den letzten fünf Jahren, aber tiefer als 2004 und 2006.

In mehreren Regionen wurde der Rehabschußplan während der Hochjagd bereits erfüllt. Beim Reh konzentrieren sich die noch erforderlichen Eingriffe vor allem auf die östlichen Gebiete des Kantons.

Geschlechterverhältniß der Jagd Graubünden 2012 (Zahlenmaterial: Amt für Jagd und Fischerei)

Geschlechterverhältniß der Jagd Graubünden 2012 (Zahlenmaterial: Amt für Jagd und Fischerei)

Hirsch- und Rehbestände zeichnen sich im Gegensatz zum Gäms- und Steinwild durch eine hohe Reproduktionsleistung aus. Bei diesen beiden Arten wächst der Bestand jährlich um gut einen Drittel des Frühlingsbestandes an. Dies bedeutet beim Hirsch einen jährlichen Zuwachs von rund 5‘000 Tieren.

Entsprechend hoch muß die jährliche Entnahme sein, um mindestens eine Stabilisation der Bestände im Kanton zu erreichen. Die Herbstjagd hat zum Ziel, die Wildbestände an ihre Wintereinstände anzupassen. Damit wird die wichtigste Hegemaßnahme umgesetzt, nämlich die Anpassung der Bestandesgröße an die Kapazität des Lebensraumes. In der Mesolcina werden während der Herbstjagd auch die Wildschweine bejagt.

Für die Herbstjagd haben sich 2’400 Jäger angemeldet. Diese Teilnehmen-den erfüllen mit der Anpassung der Wildbestände an ihre Wintereinstände eine wichtige Aufgabe. Durch eine konsequente Bejagung können die Fallwildverluste im Winter reduziert werden, zudem lassen sich Schäden am Wald und an landwirtschaftlichen Kulturen beschränken bzw. verhindern.

Die traditionsreiche Jagd in Graubünden erfolgt heute nach wildbiologischen Grundsätzen. Die Wildbestände sind gut und viele Tier- und Vogelarten finden in Graubünden ihren Lebensraum.

Die freie Jagd hat in Graubünden eine lange Tradition. Schon im 16. Jahrhundert war es jedem Bürger möglich, die Jagd frei auszuüben. Im Jahr 1877 wurden restriktive Jagdgesetze geschaffen und die Patentjagd eingeführt.

Um 1850 waren in Graubünden mit Ausnahme der Gämse alle Schalenwildarten ausgerottet. Den Steinbock, das Wappentier von Graubünden, ereilte dieses Schicksal schon um 1650. Die grossflächige landwirtschaftliche Nutzung, die Konkurrenz durch hohe Viehbestände sowie eine ungeregelte Jagd mit immer besseren Jagdwaffen haben zu diesem Ergebnis geführt.
Gute Wildbestände
Im 20. Jahrhundert hat sich dieses Bild völlig verändert. Hirsch und Reh wanderten vor über 100 Jahren von Norden und Osten her ein und ab 1920 wurde das Steinwild systematisch angesiedelt. Heute werden die Frühlingsbestände auf rund 13’000 Hirsche, 14’000 Rehe, 24’000 Gämsen und 5’600 Steinböcke und einige Wildschweine geschätzt. Der Qualität des Lebensraums entsprechend besitzen viele Tier- und Vogelarten in Graubünden ein eigentliches Rückzugsgebiet. Arten wie Auerhuhn, Birkhuhn, Steinhuhn, Wiedehopf und Flussuferläufer haben Verbreitungsschwerpunkte in Graubünden. In den letzten Jahren sind auch Grossraubtiere wie der Wolf und der Luchs oder zeitweise auch der Bär wieder nach Graubünden eingewandert.

Heute werden mit der Jagd dem Lebensraum angepasste Wildbestände mit einer naturnahen Alters- und Geschlechterstruktur und einer artgerechten Verteilung angestrebt. Die Hochjagd dauert jeweils 21 Tage im Monat September, die Niederjagd vom 1. Oktober bis 30. November und die Steinwildjagd vom 1. bis 31. Oktober. Je nach Ergebnis der Hochjagd werden in den Monaten November und Dezember noch zusätzliche Hirsche und Rehe auf der Herbstjagd erlegt, um die festgelegten Abschusspläne zu erfüllen.

Personen, die in Graubünden eine Jagdprüfung abgelegt haben, können ein Patent lösen und die Jagd im ganzen Kanton ausüben. Neben den 7’000 Jägern bilden die über 150 Jägerinnen eine kleine Minderheit.

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