Schlimme Ereignisse im Nachbar-Alpenland Österreich. Der deutsche Räpper Sido hat also ORF-Moderator Dominik Heinzl (Journalist des Jahres 2008 im Nachbarland) geschlagen. Nachdem dieser gemäß Videos ihm erst einen Tritt gegeben hat. Dies ist in einem nicht-jugendfreien Video (hier zu sehen), das unerlaubt gefilmt wurde, dokumentiert. Und das ist natürlich zu verurteilen, denn Gewalt ist abzulehnen.

Dem Motto “Wenn du uns langweilst, bist du draußen“ wurde das Fernsehformat “Die große Chance” an diesem Tag zumindest gerecht. Allerdings vermutlich nicht auf die Art und Weise, wie die Macher das Motto meinten.

Hintergrund: Der deutsche Räpper Sido (das ist der Mann auf dem linken Foto) hatte sich erdreistet, Dominic Heinzl (das ist der sympathische Mann rechts auf dem Foto) während der Sendung gereizt „Dominic Hampel“ zu nennen.

ORF-Journalist Dominic Heinzl (hier das offizielle Medienfoto des ORF) wurde von Sido geschlagen.

ORF-Journalist Dominic Heinzl wurde von Sido geschlagen. Bemerkenswert erscheint auch der ausgesprochen gute Kleidergeschmack. (hier das offizielle Medienfoto des ORF)

Das ließ natürlich an österreichischem Scharm (Französisch “charme”) vermissen.

Der so Angesprochene, “nicht bekannt für seine gelassene Erhabenheit” (DiePresse.com), lief sofort nach dem Ende der Sendung auf Sido los und entrüstete sich. Es fielen Beschimpfungen, er spuckte in Richtung von Sido und lag kurz danach auch dem Boden.

Kleine Fußnote dazu: Binnen Stunden nach der Entlassung Sidos seitens des ORF sollidarisierten sich über 35.000 bei Gesichtsbuch mit Sido.

Nun gut, wir sind nicht in Österreich, sondern in der Schweiz. Aber immerhin liegt ja Graubünden an der Grenze zu Österreich. Und: Es gibt Paralellen.

Der aktuelle (im wahrsten Sinne des Wortes) Schlagabtausch läßt sich uns aber vorab erstmal an etwas Früheres erinnern.

Denn Sido erdreistete sich nicht zum ersten mal. Der Räpper machte sich bei niemand Geringeren als der prominenten Journalismusgröße Michael Jeannée (Kommentator bei der auflagenstärksten KronenZeitung) unbeliebt.

Sehr unbeliebt. So unbeliebt sogar, daß anfangs von Dritt-Medien gemutmaßt wurde, daß die Sendung (siehe unten) im ORF nicht ausgestrahlt werden würde. Weil der ORF die KronenZeitung nicht brüskieren wollte, so hieß es. Doch irgendein böser Mensch hatte es schon vor der möglichen offiziellen Ausstrahlung in schlechter Qualität (Video wohl vom Natel) ins Internet gestellt, sodaß der ORF-Rückzieher peinlich geworden wäre.

Der Räpper Sido (Fotoausriß: Jeannée vs. Sido - Die große Chance) schlug den "Journalisten des Jahres 2008", Dominic Heinzl

Nicht vorbildlich: Der Räpper Sido (Fotoausriß: Jeannée vs. Sido – Die große Chance) schlug den “Journalisten des Jahres 2008”, Dominic Heinzl

Doch: Was hatte Sido verbrochen, daß es soweit kommen konnte?

Michael Jeannée, der einen Schlüsselbund vermeintlich locker-kuhl aus der Hosentasche hängen ließ (und einen ebenso guten Kleidergeschmack hat wie Dominic Heinzl) will einen Schützling und Freund, der Kandidat ist, ankündigen.

Üblich ist aber in der Schau “Die große Chance“, daß jeder Kandidat selbst auf die Bühne tritt und sich selbst vorstellt. Das nervt Sido, der sich nach der Funktion des zweiten Manns (Jeannée) auf der Bühne fragt: “Siehst aus wie ein Hausmeister mit deinem Schlüssel da an der Hose”.

“Vielleicht bis du einer”, schießt Jeannée giftig zurück. Der Journalist fährt in seiner Ansage für den “Motorenimitator”-Freund fort und wird erneut von Sido unterbrochen. Was er hier eigentlich mache, wird er gefragt und auch sein Freund und Motorenimitator Zimmermann kommt nicht gut weg: “Laß da nicht deinen Hodenhalter reden für dich die ganze Zeit”, fordert Sido ihn auf, als Kandidat selbst zu reden. “Hier ist noch kein anderer hochgekommen und hat jemanden angekündigt – was is’n das für ein Scheiß?”

Die Warnung: “Du kennst die Wiener Verhältnisse nicht”

“Wir machen hier nur unsere Schau”, sagt Jeannée. Sido: “Das ist doch keine Schau. Du willst dich doch nur großmachen”.

Er fordert den mächtigen Kronen-Zeitung Journalisten mehrmals auf, die Bühne zu verlassen. Zirkus Roncalli-Chef Bernhard Paul, ebenfalls wie Sido Juror, versucht Sido zu warnen: “Die zwei da sind ein Doppel, das man in Wien schon ein bißchen kennt und der Kollege ist Journalist, der dich morgen fertigmachen könnte. Du kennst die Wiener Verhältnisse nicht.

Doch Sido scheint sich erfrischenderweise für die lokalen “Wiener Verhältnisse” überhaupt nicht zu interessieren und blieb als Juror sachlich neutral. Im Gegenteil: Daß ihn immer ständig alle subtil zu einer Sonderbehandlung der beiden aufforderten, schien seinen Mißmut nur zu steigern.

Auch der eindringliche Hinweis von Roncalli-Direktor an Sido, daß die beiden Herren doch “sehr viel Lokalkolorit” und “Wiener Lebensart” verkörpern würden, nutzte nichts.

In der Folge jedenfalls rächte sich die KronenZeitung wirklich fürchterlich und schrieb mehrere aggressive Verleumdungsverrisse über Sido. Was auch nicht schwer ist, denn über nicht 100%tig kuschelig-angepaßte Leute läßt sich meist gut Verriß schreiben. Ob sie sich 2011 damit einen Gefallen getan hat, darf man bezweifeln, wenn man die Internetkommetare und auch die Kommentare anderer Medien liest. Jedenfalls tat sie sich beim aktuellen Eklat, der sie nicht selbst betraf (also eine gute Gelegenheit gewesen wäre, nachzutreten), durch lautes Schweigen hervor und beschränkte sich quasi auf die Wiedergabe der Medienmitteilung des ORF, die überall zu lesen war.

Doch was hat das ganze eigentlich mit Graubünden zu tun und warum schreib ich hier auf Domleschg24.ch darüber?

In Graubünden, dem Gebiet der Südostschweiz-Monopolistien (Zitat SF) muß man gar nicht mal Leute als Hodenhalter titulieren (siehe Video unten) oder gar zuschlagen (Bericht oben). Es reicht einfach schon aus, um als mißliebiger möglicher Konkurrent im “Marktgebiet” des Monopolisten überhaupt in Erscheinung zu treten und eine Internetzeitung für eine Talschaft mit gut 9.000 Einwohnern mit unabhängigem Journalismus liebevoll zu gestalten.

Das reicht für einen Lügen- und Verleumdungsverriß auf der Titelseite (und Seite 3 Fortsetzung) des “Qualitätsmediums” des überaus sympathischen Verlegerpräsidenten Hanspeter Lebrument.

Dabei täte es gut, wenn es nicht nur Monopol-Medien gäbe, die laufend positive Berichte über Firmen bringen, die vorher ein Inserat geschaltet haben. (Pöschtli, Bündner Woche u. a.) Denn dabei bleibt die Qualität wirklich auf der Strecke. Soviel nochmals in punkto “simpelst journalistische Prinzipien” an die Adresse der Südostschweiz und des sauberen “Jano Felice Pajarola”.

Hier das sehenswerte Video zum Thema Klüngel, Angst (“Du kennst die hiesigen Verhältnisse nicht”), Arroganz und Qualität in manchen Medien.

Wer da den Wiener Klüngel – pardon – “Lokalkolorit” und die “Wiener Lebensart” auf der Bühne sieht, wird sich vielleicht auch im ein oder anderen Moment an “Lokalkolorit” und “Lebensart” einer anderen Region erinnert fühlen. Ich möchte hier nicht schreiben, welche beiden Herren zum Beispiel ich mir anstatt Zimmermann und Jeannée gut auf solch einer Bühne in ähnlicher Formation so vorstellen könnte. Doch gemäß einem Satiremagazin soll es Gerüchte geben.

Als Anmoderator und Künstler hier jedenfalls Lokalkoloriten Jeannée und Zimmermann im Duo:

Fußnoten:

Die im Video oben als Mimose sich gerierende Person Michael Jeannée wir auf Wikipedia so beschrieben: In seiner Funktion als Kolumnist erregt Jeannée – auch durch seine mitunter populistischen bis verächtlichen Kommentare – immer wieder Kritik bei Betroffenen.

Und: Wer mal etwas Schönes hören möchte, besuche doch den Heurigenwirt mal in Wien. Man kann sich richtig vorstellen, wie der nach einigen Wein Motorengeräusche imitiert und dies seinen Gästen vorführt 🙂

Auf der Webseite Zimmermanns.at findet man den Betrieb. Der Betrieb des sympahtischen Motorengeräuschsnachmachers hat übrigens knallharte Geschäftsbedingungen. Auf der Webseite heißt es:

Geschäfts- & Zahlungsbedingungen: Aufgrund saisonaler und mengenabhängiger Schwankungen behalten wir uns Preisänderungen vor. Sämtliche Preise – ausgenommen der direkt auszuzahlenden Personalkosten – verstehen sich zuzüglich der gesetzlichen Steuern. Zahlbar binnen 10 Tagen ohne jeden Abzug. An Verzugszinsen verrechnen wir 10 % p.a. Gerichtsstand ist Wien.

Stornogebühren: bei Storno innerhalb von 72 Stunden vor dem Veranstaltungstermin sind wir leider gezwungen 50 %, bei Storno innerhalb von 24 Stunden 100 % d. Auftragssumme in Rechnung zu stellen. 3 Tage vor der Veranstaltung benötigen wir die garantierte Gästezahl, ansonsten bereiten wir unsere Leistungen auf die in der Korrespondenz gewandte Höchstzahl vor, die sodann auch in Rechnung gestellt wird.

Remo Maßat

 

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