„Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen…” behauptete der deutsche Dichter Matthias Claudius (15.08.1740, † 21.01.1815). Nicht immer jedoch ist dies etwas Schönes. Zumindest nicht bei der Rhätischen Bahn RhB.

Ein Rollstuhl ist nicht gerade etwas Unauffälliges am Gleis. Zumal dann, wenn damit eine Frau am Gleis diesen rennend schiebt, um eine Stelle zu finden, um in den Zug zu gelangen.

Diese wäre ganz hinten im Zug gewesen, wo es einen bodenebenen Waggon gab.

Der Kondukteur stand auch genau dort und blieb wie eine Salzsäule dort eisern stehen. Dies auch als er eindeutig sah, daß die Frau, die den betagten Mann im Rollstuhl rennend schob, in die falsche Richtung schob, instinktiv natürlich zu 3 modernen Waggons vorne. Von denen man am ehesten annimmt, daß sie – in der heutigen Zeit der – behindertegerecht sind.

Doch mitnichten. Denn diese waren nicht bodeneben und der lange Zug in der Mitte von Thusis nach St. Moritz bestand aus älteren Waggons. Nur der Waggon ganz vorne war bodeneben.

Doch der Kondukteur rührte jedoch keinen Finger, macht keinerlei Anstalten, die Frau hinzuweisen oder gar ihr zu helfen. Er glotze einfach.

Die Frau hievte den behinderten betagten Mann mühsam aus dem Rollstuhl, dieser schafft es – mit Müh und Not – irgendwie mit ihrer Hilfe in den Zug. Anschließend kriegt sie aber den Rollstuhl nicht rein.

Helfer realisierten die Situation erst nicht

Der hier Schreibende und viele andere erstaunten Passagiere, die auf dem Gleis auf den Zug von Thusis nach Chur warten wundern sich und verstehen erst nicht, was das abläuft.

Und erst als sie hinlaufen um zu helfen, wird nun klar, was der Kondukteur wußte aber alle anderen nicht, da es von weiter weg nicht zu sehen war:

Die modernen Wagen vorne sind nicht bodeneben.

Eine Frau und der hier Schreibenden werden dessen gewahr als sie zum Helfen nach vorne liefen und dies schließlich sehen. Zu dritt gelang es, den Rollstuhl die Stufen hochzuhieven.

Der Zug fuhr nun mit Verspätung ab.

Und für zwei Passagiere, einen betagten Mann der nicht laufen kann und auf einen Rollstuhl angewiesen ist und eine mittelalte Frau, für die ist das Reisen mit der Rhätischen Bahn ein schlechtes Erlebnis geworden.

Es ist nur zu hoffen, daß der Kondukteur oder die Kondukteuse, welcher / welche wie angewurzelt bis zu Schluß eisern hinten auf dem Perron stehenblieb und glotzte, einfach dem ganzen Geschehen einfach zuschaute wenigstens beim Aussteigen geholfen hat.

Bei diesem Sozialverhalten ist allerdings leider anzunehmen: Wahrscheinlich wohl kaum.

Remo Maßat

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